Der Scheiß-Hirsch Bestellen? Zurück Home

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"Mander, 's isch Zeit!"
Irgendwo hatten sie den Spruch schon gehört. Egal. Jetzt ging 's um die Konzentration der zugeschütteten Geisteskräfte auf das Wesentliche: 
Heimwackeln.
Umziehen, Jagdg'wand, festes Schuhwerk. Hut. Gewehr. Patronen. Swarowski.
Rucksack, Knicker, Wetterfleck, Stock.
Wo war der Jeep? In der Hotelgarage, wo man sich traf.
"Ich glaub, wir setzen uns am beschten alle drei hint rauf. Is jo aner b'soffener alsch der andere!"
Der Junior fuhr. War ja sein Mankei.
Glücklicherweise begegnete ihnen niemand auf der Fahrt auf die Alm. Verläßlich strichen die Lichtfinger über jenen Teil der schmalen Bergstraße, den sie befahren sollten und ließen aus, was man Abgrund nennen konnte, sodaß gar keine Panik bei den dreien aufkam. 
Das verläßliche, etwas harte, bockige und kurze aber starke Gefährt schabte und kratzte am groben Schotter, schüttelte die drei ordentlich durch und brachte sie, wie ein berggewohntes Zug- und Tragtier, vorbei an Bergwald, schroffen Felsen, finsterer Nacht hinter scharfen Wegrändern und immer lichter werdenden Bestand wohlbehalten hinauf.
Die Latschenregion war erreicht.
Der Onkel hatte genau und eindringlich die Stelle beschrieben, wo sie das Auto abstellen mußten, und so parkten sie ihren braven Untersatz unter die letzte große, wie ein S gebogene Schirmfichte.
Sie stiegen aus.
Drei schweißgebadete Schutzengel verschnauften un-sichtbar, aber völlig entkräftet.
So vorsichtig wie sie konnten steuerten die drei Jäger dem Ansitz zu, hinauf den letzten Anstieg über weichen Almboden und kurzes Strauchwerk.
"Horch zua!" wischperte der Mentor des ganzen Unternehmens, "wenn ma auffikumma, siagscht die ganze große Alm vor dir. Desch meischte jedenfalls, weil 's ja auch eing'sattelt isch. Glei vorn siagscht die Hügalan umadum. Desch sind die Baue. Wenn 's grad a bissl heller wird, kumman s' aussi. Z'erscht die alten Bären. Hoscht mi?"
Der Junior war leicht überfordert. Er sah noch nichts, es war zu dunkel, verstand sowieso nur mehr dumpf und eingeschränkt, worum es hier ging, und hatte bleischwere Augenlider.
Sie erreichten den oberen Rand der Almmatten, machten sich ihre Sitze hinter einem niedrigen Felsgrat zurecht und saßen also auf ein Mankei an.
Abwechselnd nickten sie ein und weckten sich gegenseitig mit Ellbogenstößen auf.
Ein zarter, orangeroter Streifen begann, den Horizont entlang, in den verblassenden Sternenhimmel zu strahlen. Es wurde fast unmerklich heller, die kleinen Hügel auf den großen Wellen der Almmatte wurden sichtbar.
"Jetzt paß auf! Schau genau, ob sich was direkt bei die Hügalan bewegt! He, schlaf net!"
Alle drei hielten sich einigermaßen wach und waren so aufmerksam wie sie konnten.
"Da! Da halbrechts!"
Der Neffe drehte den Junior fast mit Gewalt herum und flüsterte intensiv:
"Da halbrechts! Da! Da schau hin! Da!! Da!!!"
Tatsächlich.
Etwas schob sich hinter einem der Hügel langsam in die Höhe, verharrte.
"Schieß, konzentrier dich, schieß! Des is ans!"
Der Junior befolgte mechanisch den gezischelten, keine Verzögerung duldenden Befehl, legte auf dem Rucksack auf, zielte, stach ein und schoß.
Die unwirkliche Stille der Bergwelt wurde von einem nicht enden wollenden Echo des hallenden Schusses zerstört.
Das Etwas hinter dem Hügel war weg.
Erst saßen die drei wie benommen da und rührten sich nicht. In ihrem Unterbewußtsein waren noch so Relikte ihrer mehr theoretischen Jagderziehung wach, außerdem dauerte es eben einige Zeit bis sie realisiert hatten, daß gerade ein großes, gemeinsames jagdliches Ereignis stattgefunden hatte.
"Weidmannsheil! Du hascht eam! Weidmannsheil!"
Der Junior bekam von beiden Seiten ordentliche Tatscher auf Schultern und Jagdhut, dann rappelten sich die drei auf und näherten sich, vorsichtig vorwärts tapsend, dem Anschuß.
Ein Hügel war noch zu überwinden und dann sahen sie, was da am Anschuß auf sie wartete.
Dort lag zwar kein Murmeltier, aber eine große - eine sehr große - …



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